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Unser BASELBET im Mai: Zu Gast beim Eremiten in Arlesheim

An einem schönen Sonntag zieht es so manche Spaziergängerin in die malerische Ermitage in Arlesheim, den grössten englischen Landschaftsgarten der Schweiz. Nur wenige Minuten zu Fuss von der Haltestelle «Arlesheim Dorf» der Tramlinie 10 entfernt erstreckt sich dieser Naherholungsort, dessen Ursprung bis ins Jahr 1785 zurückreicht, als Arlesheim noch Teil des Deutschen Reichs und Residenz des Domkapitels im Fürstbistum war. Der majestätische Dom aus dem Jahr 1678 und die ehrwürdigen Domherrenhäuser zeugen noch heute von dieser Geschichte.


Mit 35 nummerierten Stationen lädt der Landschaftsgarten dazu ein, aus unterschiedlichen Perspektiven erkundet zu werden. Darunter auch solche mit religiösem Bezug, denen sich die Autorin im Folgenden widmet.


Vom Haupteingang beim Felsenstor gelangt man nach einem kurzen, aber steilen Aufstieg zur eigentlichen Ermitage, eine Klause, die einst den Kernbereich des Gartens darstellte. In diesem kleinen, mit Baumrinde verkleideten Häuschen residiert seit über zwei Jahrhunderten ein Eremit (auch als Waldbruder bezeichnet) und freut sich über Besuche aus nah und fern. Wer eine Münze in das Schälchen legt, das der Eremit in seiner Hand hält, wird mit einem freundlichen Nicken belohnt. Bei diesem Eremiten handelt es sich natürlich nicht um einen echten Menschen, sondern um eine lebensgrosse, mit einer Mechanik ausgestattete Menschenfigur, deren Herstellung Mitte des 18. Jahrhunderts grosse Beliebtheit fand und die mit Vorliebe beim Ausschmücken von Szenerien eingesetzt wurde. Die Lebendigkeit dieser Figuren war so erstaunlich, dass auch hier beim Arlesheimer Waldbruder noch heute in Arlesheim die Meinung anzutreffen ist, es habe in der Ermitage tatsächlich einst ein frommer Einsiedler gelebt.


Eremit und Klause sind es, die der Gartenanlage ihren Namen «Ermitage» (französische Bezeichnung für «Einsiedelei») eingebracht haben.


Ein weiteres Symbol der christlichen Religion ist das Holzkreuz, welches sich gegenüber der Klause, etwas versteckt auf einem Felsspitz, befindet. Zusammen mit der Eremitenklause und der Kapelle bildet es eine Einheit, die den einstigen frommen Charakter des Ortes erahnen lässt.

Am besten sichtbar ist das Kreuz vom Eingangsbereich der Ermitage aus, zwischen Felsentor und Mühle.


Ein paar Schritte unterhalb der Eremitenklause lädt eine kleine Holzbank zur Rast ein. Über ihr ist in lateinscher Sprache in den Felsen gemeisselt: „O BEATE SOLITUDO, O SOLA BEATITUDO“, was sich mit „O glückselige Einsamkeit, o einzige Glückseligkeit“ übersetzten lässt. Wahrscheinlich 1812 entstanden, wurde dieser Spruch christlich gedeutet. Er hat einen direkten Bezug zur Einsiedelei und zum christlichen Glauben. Ob damit der Rückzug und die Besinnung auf den Glauben und auf sich selbst oder in einem Landschaftsgarten wie diesem der Rückzug in die Natur gemeint war, bleibt offen.


Quelle des linken Bildes: Stiftung Ermitage Arlesheim und Schloss Birseck


Abschliessend gelangt man von der Inschrift in der Felswand auf einem felsigen Weg weiter hinauf zu einer kleinen, schlicht gestalteten Kapelle aus dem Jahre 1812. Hinter dem feinen Metallgitter befindet sich ein Gipsskulptur der Muttergottes, die ihren gekreuzigten Sohn beweint. Diese sogenannte Pietà thront über einem mehrstufigen, natürlichen Altar aus Kalkstein und trug einst die Inschrift „BITT FÜR UNS“. Die Rückwand der Kapelle ist in einem himmlischen Blau gehalten, über der Maria erstrahlt ein goldener Sternenkranz.


Quelle des linken Bildes: Stiftung Ermitage Arlesheim und Schloss Birseck


Leider steht es um die Finanzen des Landschaftsgartens aktuell nicht zum Besten, wie ein vor wenigen Tagen erschienener Artikel der Basler Zeitung verrät. Erst kürzlich wandte sich die Stiftung Ermitage Arlesheim mit einem Hilferuf an die Öffentlichkeit. Ob der Eremit mit seiner Münzsammlung das Defizit ausgleichen kann, sei an dieser Stelle zu bezweifeln.


Weitere Informationen zur Ermitage und zum Rundgang finden hier.


Öffnungszeiten:

Der Landschaftsgarten ist immer zugänglich.

Die Waldbruderklause ist bis Ende Oktober 2024 jeden Sonntagnachmittag von 14 bis 17 Uhr geöffnet.

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