Das Chamäleon unter den Baselbieter Kirchen, drei Kirchen mit französischem Glockenschwund und ein Kirchenpatron, der es auf das Gemeindewappen geschafft hat: Willkommen bei der Kurzvorstellung der sechs Baselbieter Kirchen, die im Dezember ihr Patrozinium feiern durften! Der letzte Monat des Jahres - bzw. der erste im Kirchenjahr - ist übrigens jener mit der grössten Vielfalt an Patrozinien.
3. Dezember
Wohl keine andere Kirche im Kanton hat innerhalb der letzten 90 Jahre sein Inneres Erscheinungsbild so stark verändert wie die Münchensteiner Kirche St. Franz Xaver.
Das 1932 eingeweihte Gotteshaus wurde 42 Jahre später, 1974, in eine profane «Arenakirche» umgewandelt. Grund dafür war die Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils mit den Bestrebungen, die Gläubigen als Gemeinde aktiv ins liturgische Geschehen einzubeziehen. Die quere Ausrichtung gab jedoch bereits wenige Jahre nach dem Umbau immer wieder Anlass zu Diskussionen. Nach weiteren 42 Jahren wurde die dringend anstehende Sanierung der Kirche als Anlass zur kompletten Neugestaltung des Innenraums und einer Rückbesinnung auf die ursprünglich axiale Ausrichtung als «Wegkirche» genommen.
Die seit 1974 von Täfer versteckte Kassettendecke wurde wieder sichtbar gemacht und für den Altar, den Ambo und die Sockel von Tabernakel und Taufbecken konnten die massiven Eichenbretter der nicht mehr benötigten Kirchenbänke wiederverwendet werden. Eine zentrale Rolle bei der Neukonzeption spielte zudem die Akustik des neuen Raums. Im Dezember 2019 wurde die umfassend renovierte Kirche durch Bischof Felix Gmür eingeweiht.
Die Pfarrei St. Franz Xaver in Münchenstein gehört zum Pastoralraum Birstal und zählt rund 2'500 Mitglieder.
Innenraum der Kirche ab 1932, ab 1974 und ab 2019
6. Dezember
Die früheste Erwähnung der Dittinger Kirche, die bereits dem Heiligen Nikolaus gewidmet war, findet sich in einem Reliquieninventar aus dem 14. Jahrhundert. Der Chor und der Turm der heutigen Nikolauskirche stammen aus dem Jahr 1506. Während des Dreissigjährigen Krieges wurde die Kirche verwüstet und die Glocken gestohlen. Auch ein späteres historisches Ereignis kostete der Dittinger Kirche eine Glocke: Während der Französischen Revolution mussten unter der damaligen französischen Herrschaft alle Kirchgemeinden ihre Glocken abgeben und das Metall wurde für die Waffenproduktion eingeschmolzen. Erst 1841 ergänzte eine neue Glocke das unvollständige Geläute.
Die Dittinger Pfarrei St. Nikolaus ist Teil des Pastoralraums am Blauen und zählt rund 380 Mitglieder.
Von all diesen Wirren verschont blieb die Reinacher Dorfkirche, diese wurde 1876 unter der Leitung des Luzerner Architekten Wilhelm Keller im neuromanisch-klassizistischen Stil erbaut. Der Kirchenpatron St. Nikolaus ist in der «Stadt vor der Stadt» allgegenwärtig, zieren doch seine Attribute - die drei goldenen Kugeln und der Bischofsstab - das Wappen der im Wechsel mit Allschwil grössten Baselbieter Gemeinde.
Rund 4'700 Mitglieder umfasst die zum Pastoralraum Birstal gehörende Reinacher Pfarrei St. Nikolaus.
8. Dezember
Die jüngste der in diesem Beitrag vorgestellten Kirchen steht in Zwingen. Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts gehörte Zwingen zur Pfarrei Laufen. Den Gläubigen aus Zwingen diente die Schlosskapelle regelmässig als Gottesdienstraum, doch dieser wurde mit der Zeit zu klein. Eine 1906 eingeweihte Kirche stand nur gerade etwas über 60 Jahre und wurde dann wieder abgerissen, nachdem die Kirchgemeindeversammlung 1964 einstimmig einen Neubau beschlossen hatte. Die moderne Kirche Maria Empfängnis wurde am 15. August 1969 durch Bischof Hänggi eingeweiht.
Die Pfarrei Maria Empfängnis in Zwingen ist Teil des Pastoralraums am Blauen und zählt rund 860 Mitglieder.
13. Dezember
Wieso steht in der kleinen Gemeinde Arlesheim eigentlich die opulenteste Kirche des Kantons?
Als 1678 das Basler Domkapitel, welches eine wichtige Rolle in der Herrschaft des damaligen Fürstbistums Basel spielte, aus dem Exil in Freiburg im Breisgau zurückkehrte, liess es sich in Arlesheim nieder. Das Dorf war gemäss ihrer Einschätzung «ein überaus fruchtbarer, gesunder und lustiger Ort» und zudem nicht weit weg von Basel und den wichtigen Einnahmequellen der meist adligen Geistlichen. Also musste ein standesgemässer Kirchenbau her. Der Dom wurde in einer Rekordzeit von nur gerade zweieinhalb Jahren erbaut - was sich allerdings bereits wenig später mit bald notwendigen Renovationen rächte.
Im Zuge der französischen Revolution wurde das Domkapitel aufgelöst. Während dieser Zeit diente die Kirche als Truppenunterkunft für Ross und Reiter und auch hier wurden die Glocken zwecks Waffenherstellung entnommen. 1798 wurde der Dom als französisches Nationalgut versteigert und kam in die Hände von Spekulanten. Nach mehreren Handänderungen wurde er schliesslich 1814 für die Summe von 15'000 Francs von der Gemeinde Arlesheim als neue Pfarrkirche gekauft - nur ein Jahr, bevor das Gebiet des ehemaligen Fürstbistums Basel durch Beschluss des Wiener Kongresses 1815 schweizerisch wurde.
Heute umfasst die zum Pastoralraum Birstal gehörende Pfarrei St. Odilia rund 2'300 Mitglieder.
26. Dezember
Die Pfarrei Therwil entstand um die erste Jahrtausendwende, bereits im 8. oder 9. Jahrhundert stand eine wahrscheinlich dem Heiligen Stephan geweihte Kirche.
Die heute unter Eidgenössischem Denkmalschutz stehende Barockkirche wurde zwischen 1627 und 1631 erbaut, also mitten im Dreissigjährigen Krieg.
Wie bereits in Dittingen und in Arlesheim musste auch die Therwiler Pfarrei während der Französischen Revolution zwei ihrer vier Glocken abgeben.
Die letzte Renovationen erfolgte 2018 (aussen) und 2019 (innen). Mit dem von der Künstlerin Corinne Güdemann geschaffene zweiteilige Werk «Acht Frauen» an der hinteren Wand und an der Emporen-Brüstung wurde das reiche Figurenprogramm des Kirchengebäudes erstmals nach über 230 Jahren erweitert. Alle Informationen über das Kunstwerk finden sich in einem Dossier auf der Website der Pfarrei.
Die Pfarrei ist heute Teil des Pastoralraums Leimental und umfasst die beiden Gemeinden Therwil und Biel-Benken mit rund 3'400 Mitgliedern.
Comments