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Eiserne Disziplin in flirrender Hitze: Wie Schweizer Gardisten dem Sommer in Rom standhalten

  • kommunikationkathbl
  • 25. Juni
  • 3 Min. Lesezeit

Im Rahmen unserer neuen Rubrik "Kuriensplitter: Wissenswertes aus dem Vatikan", veröffentlichen wir regelmässig spannende Artikel mit Insiderwissen unseres Mannes im Vatikan Roger Liggenstorfer. Lassen Sie sich überraschen!


Perfekt gekleidet stürmt Ety Cicioni aus der Kaserne Sant’Anna Richtung Borgo. Dort führt der langjährige Schneider der Schweizergarde mit seiner Familie das Bekleidungsgeschäft: I Sarti del Borgo. Schick und klassisch-smart ist er gekleidet und mit Cary-Grant-Sonnenbrille ausgestattet.


Der Schneider der Schweizer Garde in Rom: Ety Cicioni in seinem Element. (Bildquelle: Päpstliche Schweizergarde – Mediendienst)
Der Schneider der Schweizer Garde in Rom: Ety Cicioni in seinem Element. (Bildquelle: Päpstliche Schweizergarde – Mediendienst)

«Roger, senti, wie lange kennen wir uns nun schon? Du meinst, der Stoff der Gala-Uniform der Gardisten sei ein spezieller, hitzeresistenter? Nein, die Uniform ist immer die gleiche, wie sie immer war. Sie besteht aus Wolle, 154 Einzelstücken und 42 Knöpfen. Die Winteruniform wiegt 3 Kilo, jene im Sommer nur 1,4 Kilo. Nur das Tenue bleu – die blaue Uniform – ist leichter und in gewissem Sinn einfacher zu tragen.»

 

Er eilt weiter und resümiert: «Du hast verstanden: Nur der Stoff wechselt. Jeder Gardist besitzt eine Winter- und eine Sommeruniform.»

 

Es ist schwierig, Ety im römischen Verkehr und den vielen, vielen Touristen zu folgen. Bevor er mir endgültig entwischt, kann ich ihn noch fragen:

«Und wie gehen die Ragazzi mit der Hitze um?»

«Sie müssen sie ertragen, mein Freund, ertragen!»

«Das ist nicht leicht, und manchmal denke ich, dass es nicht mehr alle können», meint er noch, der Sarto der Schweizergarde und schon ist er in seinem Bekleidungsgeschäft verwunden - zeitgleich im Gespräch mit seinem Sohn vertieft, der auch im Betrieb arbeitet.

 

Sicher kann mir jetzt Vizekorporal und Medienverantwortlicher der Garde, Eliah Cinotti mehr sagen, wenn er von der Mittwochsaudienz zurückkommt. Aber Papst Leo XIV. lässt sich heute viel, sehr viel Zeit, die Gläubigen zu begrüssen. Eliah will sich mit mir in der Kaserne treffen. Ich dagegen warte im Eingang des Palazzo Sant’Uffizio. Es dauert und dauert.

 

Kurz vor eins dann endlich: Papa Roberto – oder Papst Leo XIV. – kommt zu Fuss zurück. Das Papamobil kann nicht in den Hof des Palastes einfahren. Der Pontifex grüsst im Vorbeigehen, ich bin ihm so nah, dass ich ihn beinahe berühren könnte. Ein gewinnendes Lächeln umspielt sein Gesicht, mit einem Hauch Schalk.

Eine himmlische Erscheinung und ganz real: Leo XIV. zu Fuss unterwegs. (Bildquelle: Roger Liggenstorfer)
Eine himmlische Erscheinung und ganz real: Leo XIV. zu Fuss unterwegs. (Bildquelle: Roger Liggenstorfer)

 

Da ist auch Eliah, der den Papst auf den Platz begleitet hat. Er ist nicht nur Medienverantwortlicher der Garde, er leistet ebenfalls Dienst mit den anderen Schweizergardisten – ein junger Mann, vielsprachig, aus Biel (Bistum Basel), mit einem wachen Blick.

 

«Die Hitze zu ertragen ist eine Frage der mentalen Einstellung und der physischen Vorbereitung», sagt Eliah, der auch Offizier in der Schweizer Armee ist.

«Fitness und gesunde Ernährung stehen ebenfalls im Vordergrund. Natürlich schaut die Garde auch, dass der Dienst – mit höchstens sechs Stunden – optimal eingeteilt werden kann. Nach einer gewissen Zeit wechseln die Gardisten den Standort. Natürlich gibt es Orte, an welchen die Sonne erbarmungslos brennt – da kann man nichts machen», unterstreicht der Gardist. 

«Dass es auch in Rom in den letzten Jahren deutlich wärmer geworden ist, versteht sich von selbst. In der Kaserne sind nun alle Zimmer klimatisiert. Dort kann sich jeder Hellebardier erholen.»

 

«Wichtig ist», so Eliah weiter, «dass sich jeder Gardist auf die Hitze schon ab April vorbereitet – und auf die Ernährung schaut: Früchte und Gemüse, viel Wasser, Salat statt Pasta. Neu ist auch, dass jeder Gardist nun zwei massgeschneiderte Sommeruniformen besitzt, die jeden Monat gereinigt werden müssen. Am Tag zweimal – nicht zu kalt – duschen, ist übrigens ebenso selbstverständlich. Die Gardeleitung hat sich eingehend mit dem Thema Hitze auseinandergesetzt und die jungen Schweizer Männer instruiert, wie man sich auf den Dienst vorbereiten kann.»

 

Trotzen mit eiserner Disziplin der Gluthitze in Rom: Schweizer Gardisten. (Bildquelle: Päpstliche Schweizergarde – Mediendienst)
Trotzen mit eiserner Disziplin der Gluthitze in Rom: Schweizer Gardisten. (Bildquelle: Päpstliche Schweizergarde – Mediendienst)

«Die Jungs waren alle vorher im Militär. Sie sind sich gewohnt, einen Dienst – auch in der Hitze Roms – zu leisten.» Eliah unterstreicht dies am Schluss des Gesprächs eindringlich und legt mir – uns allen – ans Herz:

«Es ist eine Ehre, dem Papst zu dienen! Das kommt zuerst – die Hitze ist zweitrangig.»

 

Die Gardisten ertragen ihre Aufgabe alle, denn sie sind top motiviert.

 

Wir trinken unser Wasser aus. Dann schaut Eliah wie ein Spitzensportler auf die Uhr, der jetzt aufs Velo steigen wird, um die nächste Bergetappe in Angriff zu nehmen – mit grinta, Eifer, Entschlossenheit und Biss. Er muss schon zum nächsten Termin. Chapeau! Die Schweizergarde ist einfach eine tolle Truppe!

 

Roger Liggenstorfer, theologischer Mitarbeiter der Röm.-kath. Landeskirche Basel-Landschaft exklusiv aus Rom.

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