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Das BASELBET des Monats Juni: Die Brislacher Kapelle mit dem Doppelschutz

Was hat der Bauernheilige Wendelin mit Maria von Lourdes gemeinsam? Eigentlich nicht viel, schliesslich zog Ersterer im 6. Jahrhundert umher, während Letztere ab 1858 erschienen ist. In Brislach jedoch teilen sich die beiden eine Kapelle.


Das hübsche Gotteshaus verdankt die Gemeinde Brislach der 1923 ledig verstorbenen Krämerin Maria Anna Hügli, die den Boden sowie den Bau der Kapelle stiftete - allerdings unter der Bedingung, dass die Kapelle dem Heiligen Wendelin geweiht werden soll, damit die Brislacher Bewohnerschaft für ihre traditionellen Bittprozessionen bei Viehseuchen oder zum Wendelinstag nicht mehr den weiten Weg zur Wendelinskapelle in Kleinblauen auf sich nehmen mussten.


Der damalige Dorfpfarrer war jedoch nicht sonderlich glücklich mit dem Willen der Stifterin, denn seiner Meinung nach war die Zeit der Viehseuchen inzwischen vorbei und auch das Bauernsterben (also nicht im wörtlichen Sinn) nahm bereits seinen Lauf. Vielmehr wollte er die Kapelle unter den Schutz der Muttergottes von Lourdes stellen. Nach Rücksprache mit dem bischöflichen Ordinariat in Solothurn beschloss der Brislacher Kirchgemeinderat, die 1936 eingeweihte Kapelle einem Doppelpatrozinium zu unterstellen: der Muttergottes von Lourdes und dem Heiligen Wendelin. Im Laufe der Zeit verschwand der männliche Part des patronalen Duos aus dem lokalen Sprachgebrauch und die Kapelle war nur noch als «Lourdeskapelle» bekannt.

Wer weiss, vielleicht schaut deshalb der Heilige Wendelin über dem Altar etwas bedrückt zur fast lebensgrossen Muttergottes, die damals vom eingangs erwähnten Pfarrer persönlich in Lourdes abgeholt, in der Dorfkirche gesegnet und in einer Prozession in die Kapelle überführt wurde.

Zu den beiden gesellt sich noch der Heilige Antonius mit dem Jesuskind auf seinem Arm.



In der Laufentaler 1'700-Seelen-Gemeinde lassen sich gleich mehrere interessante Glaubenszeugnisse entdecken. Da wäre natürlich die 1803 im spätbarocken Stil erbaute Dorfkirche St. Peter, die gestern ihr Patrozinium feiern durfte.


Schon etwas länger als die Dorfkirche steht das 1778 erstellte achteckige Fiechtechäppeli, das dem «Heiland in der Wies» geweiht ist.


Wer von Zwingen her ins Dorf fährt, wird am Strassenrand an ein Kapitalverbrechen vor 190 Jahren erinnert: Auf dem steinernen Wegkreuz steht die Inschrift «Hier ist der Ort, wo Urs Borer von Büsserach im Hornung 1834 ermordet wurde».


Das Seggers Chrützli mit seinen umrankenden Zwillingsbäumen bietet sich für eindrückliche Postkartenmotive geradezu an, wie eindrückliche fotografische Beispiele zeigen. Sommerbilder finden sich jedoch keine, denn das dichte Blätterkleid der beiden Bäume verdeckt das Kreuz.


Von Brislach aus ist es übrigens ein Katzensprung in eines der beliebtesten Sommerausflugsziele unserer Region, dem stets angenehm kühlen Chaltbrunnental.



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