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Schöne Kindheitserinnerungen an die Roratemessen

Beim Durchstöbern des "Lichtblicks" hatte ich eine Erleuchtung. Wohlige Kindheitserinnerungen stiegen in mir hoch. Ich las einen Vorankündigungstext zu einer ganz besonderen Messe in der Nähe. Plötzlich konnte ich mich wieder an längst vergangene, aber wunderbare Erlebnisse in der Kirche erinnern, die ich seither mit der flirrenden Vorfreude auf Weihnachten verbinde: Die Roratemessen.


Für meine Familie gehörten diese Messen traditionell zur Vorweihnachtszeit wie das Entzünden der Adventskranzkerzen. Ich glaube mich zu erinnern, dass ich jeweils dienstags ganz früh geweckt wurde und mit meinen Brüdern in die Kirche schlurfte. Um diese Tageszeit war ein aufrechter Gang noch nicht möglich. Meine Eltern besuchten die Roratemesse ebenfalls. Ja es war wirklich früh, aber alle Kinder der Religionsklassen versammelten sich in der dunklen Kirche, in angenehmer Spannung auf das, was noch kommen würde. Es waren einfach alle Kinder da, die die Kirche auch an den Schülermessen jeweils donnerstagabends um 17.30 Uhr besuchten. Wer zu Beginn einer Roratemesse fehlte, war mit Sicherheit krank. Die feierliche, erhabene Stimmung erhellte die dunkle Kirche, oder vielleicht waren es auch dutzende Kerzen. Ich kann es nicht mehr genau deuten.


Nach dem Gottesdienst schwang sich mein Vater auf seine alte, etwas klapprige Vespa und fuhr zur Arbeit. Er musste früh los, so dass er das feine Zmorge im gut besuchten Pfarreisaal verpasste. Der erdige Duft von Tannenzweigen, vermischt mit dem Geschmack von Kakao und Butter, verbreitete Adventsstimmung. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich mit meinen Freundinnen beisammen sass und wir uns über unsere ungekämmten Haare lustig machten. Vor der Messe reichte ein Blick in den Spiegel oft nicht mehr. Es wurde eilig nachgebessert oder aufgegeben. Ich kann mich auch noch gut an das besondere Gefühl erinnern, ausnahmsweise mit ungeputzten Zähnen in die Schule zu dürfen. Der Besuch einer Roratemesse rechtfertigte auch diesen Umstand.


Heute und viele Jahre später habe ich mit Roger Liggenstorfer über den Ursprung der Roratemesse gesprochen. Er erklärte mir, dass diese Messen zu Ehren der Gottesmutter Maria im Advent gefeiert werden. Die Bezeichnung "Rorate" wird seit Jahrhunderten benutzt. Seit der Definition der Maria als Gottesmutter im Jahre 431 -am Konzil von Ephesus- wurden vor Weihnachten so genannte Votivmessen gefeiert. Seit wann es die Roratemessen wirklich gibt, lässt sich aber nicht genau sagen. Im Alpenraum existieren Belege, die auf eine bestehende Tradition seit dem 15. Jahrhundert hinweisen.


"Rorate caeli desuper, et nubes pluant iustum: aperiatur terra, et germinet Salvatorem" (Tauet Himmel, von oben, ihr Wolken, regnet den Gerechten: Es öffne sich die Erde und sprosse den Heiland hervor) steht als Eröffnungsgesang am Beginn der Messe zu Ehren der Gottesmutter Maria im Advent. (Jesaia, Kapitel 45, Vers 8).


Im Nachfolgenden Beitrag können Sie sich einen Überblick über die stattfindenden Roratemessen verschaffen. Vielleicht ganz in Ihrer Nähe?


Susanne Salvi





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