Unsere Oktober-Gratulationen gehen nach Allschwil, genauer nach Neuallschwil, wo die der Heiligen Thérèse von Lisieux geweihte Kirche St. Theresia steht. Das Patrozinium der zweifach jüngsten (Lebensalter und Jahrhundert) Kirchenpatronin einer Baselbieter Pfarrei durfte am 1. Oktober gefeiert werden.
Am Anfang war das Tram
Als inzwischen einzige Ortschaft im Baselbiet hat Allschwil gleich zwei römisch-katholische Kirchen. Der Bau der Tramlinie im Jahr 1905 sorgte für eine nähere Anbindung des damals noch winzigen Neuallschwil an den Allschwiler Dorfkern und allmählich für eine rege Bautätigkeit im vormals nur dünn besiedelten Gebiet. Zwischen 1920 und 1930 stieg die Bevölkerungszahl in diesem Ortsteil von 1'328 auf 3'212 Personen, davon rund ein Drittel mit katholischer Konfession. Sechs Jahre lang wurden die sonntäglichen Gottesdienste im Gang des Schulhauses abgehalten. 1937 wurden die die beiden Architekten Arnold Gürtler aus Allschwil und Albin Gerster aus Laufen mit dem Kirchenbau beauftragt. Bereits ein Jahr später, im Sommer 1938, konnte diese eingeweiht werden. Als Kirchenpatronin ausgewählt wurde die erst dreissig Jahre zuvor an Tuberkulose verstorbene Thérèse von Lisieux.
Die Innenausstattung
Mit der 1978 erfolgten Renovation der Kirche sollte mit einem schlicht gehaltenen Kirchenraum den Reformen des 2. Vatikanischen Konzils Rechnung getragen werden. Das an der Stirnseite des Chorraums angebrachte riesige Holzkreuz mit seinen angedeuteten Wunden Jesu wurde vom Allschwiler Bildhauer René Küng gestaltet. Ambo und Altar sind einander optisch gleichgewichtig aus Holz gearbeitet, Tabernakel und Taufstein bestehen aus weissem Marmor. Bruder Xaver Ruckstuhl schuf die Bronzefiguren der Verkündigungsszene an der vordersten Säule. Die 13 runden Kirchenfenster von Hans Studer zeigen verschiedene Szenen aus dem Alten (linke Seite) und dem Neuen Testament (rechte Seite).
Die Kirche dient nicht nur als Sakralraum, sondern beherbergt in seinem Untergeschoss auch den Pfarreisaal, die sanitären Anlagen sowie weitere Räumlichkeiten.
Das Geläut der Kirchenglocken wurde auf die benachbarte reformierte Christuskirche, welche nur wenige Jahre zuvor erbaut wurde, abgestimmt.
Wie geht es mit St. Theresia weiter?
Eine von der Kirchgemeinde eingesetzte Kommission befasst sich seit 2021 mit der Frage nach der künftigen Nutzung der Kirche.
Grosses Interesse an den Räumlichkeiten für kulturelle Zwecke hat die politische Gemeinde Allschwil, zumal die grösste Baselbieter Gemeinde über kein eigentliches Kulturzentrum verfügt.
Das Planungsbüro Courvoisier Stadtentwicklung wurde mit der Ausarbeitung einer Potentialstudie beauftragt. Vorgesehen ist ein Veranstaltungsraum für 120 bis 150 Personen wie auch für kleinere Anlässe. Der Kirchenraum würde auch nach einer allfälligen Profanierung für Gottesdienste zur Verfügung stehen und die Kapelle bliebe weiterhin ein geweihter Ort.
An der Kirchgemeindeversammlung am 13. November werden die Mitglieder über eine vom Planungsbüro ausgearbeitete Machbarkeitsstudie abstimmen.
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