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50 Jahre Pfarreisozialdienst in Binningen-Bottmingen

Vor 50 Jahren, im Oktober 1974, wurde in der Pfarrei Pfarrei Heilig Kreuz Binningen-Bottmingen ein kirchlicher Sozialdienst errichtet. Seit Februar 2023 verantwortet die ausgebildete Sozialarbeiterin Monika Heitz den Bereich Diakonie und Pfarreisozialdienst.


Im Interview mit Michael Frei, Fachbereichsleiter Diakonie und kirchliche Sozialarbeit der Landeskirche, schaut sie auf ihre Arbeit und gibt Auskunft, wo aktuelle Herausforderungen sind und wo sie Schwerpunkte gesetzt hat.


Bild: Sozialarbeiterin Monika Heitz mit der neuen Plakatserie: Gemeinschaft macht stark, genügend zum Leben, Mut fassen, Ohne Liebe und Diakonie, Neue Wege.


Was ist eigentlich ein Pfarreisozialdienst?

Der kirchliche Sozialdienst leitet seinen Auftrag aus dem diakonischen Engagement der Kirche ab und schöpft ihre Begründung aus dem Evangelium. Der Einsatz gegen Armut, Ausgrenzung und Benachteiligung aller Art gehört wesentlich zum Kirche-sein. Diakonie heisst, den christlichen Glauben leben. Der Pfarreisozialdienst ist ein professionelles, vertrauliches und kostenloses Angebot für alle Bewohnerinnen und Bewohner der Gemeinden unserer Pfarrei.


Was hat sich in diesen 50 Jahren verändert?

Die Gesellschaft hat sich sehr verändert und somit auch die Pfarreisozialarbeit. Zahnarztkosten oder die Nebenkosten der Wohnung lassen vermehrt Menschen verzweifeln. Schulden bei Steuern und Krankenkassen haben massiv zugenommen. Die Anzahl der Menschen, welche an der Armutsgrenze leben, darunter viele Kinder und Jugendliche, ist in den letzten Jahren stark gestiegen. Sie kämpfen täglich mit der materiellen Grundsicherung. Auch sind immer mehr Menschen isoliert und einsam und haben fast keine sozialen Kontakte. All dies führt zu vermehrten psychischen Problemen. Immer mehr Menschen sind psychisch stark belastet, haben Mühe am Arbeitsmarkt, erhalten keine IV-Rente.  Die angespannte wirtschaftliche Lage in einzelnen Branchen und die Digitalisierung haben zur Folge, dass einfache Arbeit gestrichen wurde und Menschen mit schlechter Bildung oder Beeinträchtigung nicht mehr am Erwerbsleben teilnehmen können. Dazu kommen die grösser werdenden Flüchtlingsströme. Migration und Integration sind wachsende Themen. Wenn Sie mich fragen, was sich in den 50 Jahren im Pfarreisozialdienst geändert hat, dann sicherlich, dass die Menschen mit komplexeren, multifaktoriellen Problemsituationen konfrontiert sind und dadurch längere und intensivere Unterstützung brauchen.


Wie viele Menschen nehmen das Angebot der Sozialberatung in Anspruch und mit welchen Themen? 

2023 suchten 32 Familien und 33 Einzelpersonen Unterstützung und Beratung. Es fanden 127 Beratungsgespräche und 23 Kurzberatungen (einmalig bis 45 Min) statt. Beraten wurde  zum Grossteil über Finanzen, aber auch Wohnen, Sozialversicherungen, Gesundheit, Familie, Arbeit und Migration waren wiederkehrende Themen.



Was ist dir in deiner Arbeit wichtig?

Der Pfarreisozialdienst soll ergänzend zu den öffentlichen Sozialwerken sein. So arbeite ich oftmals mit der Sozialhilfe, mit den Sozialversicherungen und anderen Fachstellen zusammen. Denn trotz gutem Sozialsystem gibt es Löcher und Übergänge, welche ein hohes Armutsrisiko enthalten. Dort setzte ich meinen Schwerpunkt.


Die Sozialberatungen sollen auf Augenhöhe stattfinden. D.h. ich biete mein Wissen an und die Klientel entscheidet, welchen Weg sie gehen möchte. Nicht immer finde ich den eigeschlagenen Weg gut, aber die Türe zur Sozialberatung bleibt stets offen. Es geht um Empowerment, um Befähigung, das eigene Leben selbstständig zu bewältigen und zu gestalten. Es gibt immer wieder Situationen, in denen ich Menschen begleite, bis ein gefestigtes Umfeld entsteht. z.B. bei psychischer Erkrankung oder wenn Kinder betroffen sind.


Persönlich finde ich bereichernd für meine Arbeit, dass ich den christlichen Glauben als Ressource in meine Arbeit einbeziehen kann. Dort wo es gewünscht wird, bete ich für oder mit den Menschen um den Segen für den nächsten Schritt und um Zuversicht in dunklen Zeiten. Das spendet Trost und Kraft.


Zusätzlich steht eine ganze Pfarrei hinter meiner Arbeit. Der Austausch und die Zusammenarbeit der verschiedenen Professionen und engagierten Ehrenamtlichen ist eine Bereicherung für mich persönlich und für die Klientel. Diese kann sich auch in den Gruppierungen einbringen und erfa Gemeinschaft und Sinnhaftigkeit. 


Was gibt es neben der Sozialberatung für Angebote und Projekte?

Ich plane und führe Anlässe durch mit dem Ziel, Einsamkeit zu verhindern und Lebensqualität zu fördern. Dies sind zum Beispiel ökumenische Seniorenferien, Gemeindenachmittage für ältere Menschen oder eine ökumenische Weihnachtsfeier. Das Initiieren einer Caritas-Abgabestelle für günstige Lebensmittel wie auch der Aufbau der «Wegbegleitung Leimental Binningen-Bottmingen» sind Teil meines Schaffens. In der «Wegbegleitung» werden Freiwillige begleitet und geschult, um Menschen in schwierigen Lebenslagen zu unterstützen. Aber auch Weiterbildungen, wie das Organisieren des «Letzte Hilfekurs – Sterbebegleitung» in der Pfarrei, sind in meiner Arbeit enthalten.


Für das 50-jährige Jubiläum laden wir am 20.10.2024 alle zu einem Fest ein. Um 10.30 Uhr feiern wir gemeinsam einen Festgottesdienst mit anschliessendem Mittagessen. Zum Jubiläum sollen vor allem Kinder freudige Momente erleben, so gibt es das Projekt «50 Zolliabos». Dabei erhalten 50 armutsbetroffene Familien kostenlos ein Zolli-Abonnement für ein ganzes Jahr, das zum Teil aus dem Erlös eines Pfarrei-Flohmarktes finanziert wird. Gerne können Sie sich daran beteiligen - sei dies mit einem Flohmistand, als Flohmibesuchende oder mit einer Spende an den Pfarreisozialdienst (Kontoverbindung: CH2300769037464892002).


Die Plakatserie kann hier heruntergeladen werden:


Flyer zum Festgottesdienst am 20. Oktober 2024:


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